Die gallo-romanische Villa von St. Ulrich (Frankreich) - wieder entdeckt und fast vergessen |
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Die Räume Im Bereich der Bäder konnten das Caldarium (Warmbad, Raum 94), das Laconicum (Dampfbad, Raum 104) und verschiedene Schwimmbecken (Räume 85-88, 92-93 und 115) sowie eine Bibliothek (Raum 89) identifiziert werden. Die Fundamente dieser Räume sind teilweise bis zum ursprünglichen Bodenniveau sehr gut erhalten, ebenso wie die Versorgungen der Fußbodenheizungen (Hypokausten) für den Wohnbereich l und das Präfurnium im Thermenbereich. |
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St. Ulrich, Caldarium im Thermenbereich |
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St. Ulrich, Hypokaustenanlage unter Raum 6 |
St. Ulrich, Präfurnium des Caldariums (Raum 94-2) |
Interessant sind zwei vollständig erhaltene Kellerräume unter Raum 110, die Lagerzwecken gedient haben. Nach Zerstörungen, die ca. 160-170 vor allem im Wohnbereich (Raum 11) aufgetreten sind, wurden gegen 230 n. Chr. allgemeine Umbauten und einzelne räumliche Erweiterungen (v.a. im Bereich V) durchgeführt. Wahrscheinlich gegen 350-360 n. Chr. wurde die Villa aufgegeben. |
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St. Ulrich, Kelleröffnung unter Raum 110
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Die momentane Situation Das gesamte Gelände des Villenhauptgebäudes ist seit der 2. Kampagne Eigentum des Departement Moselle und wurde 1988 als „Monument historique" klassifiziert. Leider wurden bis zum jetzigen Zeitpunkt lediglich die Fundamentmauern des Kernbereichs des Wohngebäudes mit ca. 25 Zimmern (Bereich l) gesichert und zugänglich gemacht. Die peripheren Teile der Villa wurden bereits in den Jahren 1974-81 freigelegt, sind nun aber wieder teilweise zugewachsen oder nur (wie der Bereich der Thermen) notdürftig überdacht und der Witterung ausgeliefert. Ein Teil der vor 20-25 Jahren freigelegten Bausubstanz ist somit unwiederbringlich verloren. Von den Plänen des Jahres 1968, ein archäologisches Zentrum zu schaffen, sind nur einige freigelegte Reste einer gallo-romanischen Villa geblieben, die drohen, wieder in einen Dornröschenschlaf des Vergessens zu fallen. In den Sommermonaten von Juni bis September ist es möglich, das Gelände zu besichtigen. Weitere Besichtigungsmöglichkeiten und Führungen sind im Museum in Sarrebourg zu erfragen. Anfahrt: über die A4 Straßburg-Paris, Abfahrt Phalsbourg, weiter auf der Schnellstraße N4 nach Sarrebourg bis zur Abfahrt Sarrebourg/Ouest. In Sarrebourg auf der N27 nach Norden Richtung Morhange / Haut-Clocher. Etwa 1 km nach dem Ortsausgang steht ein Hinweisschild „St. Ulrich, vestiges gallo-romains". Der kleinen Straße ca. 1 km folgend erreicht man den Parkplatz der Wallfahrtsstätte St. Ulrich. Von hier aus sind es noch 100 m bis zum Villengelände.
Literatur: Marcel Lutz, „Le Domaine Gallo-romain de Saint-Ulrich" (1984) |
aktualisiert: 08.07.07 |
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