Exkursionsbericht Köln Teil 3

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Exkursionsbericht "Auf den Spuren der Römer in Köln" 2008, Teil 3

Samstag, 14. Juni 2008

Die Tagesexkursion in die Eifel begann mit der Besichtigung der römischen Grabkammer von Köln-Weiden. An der westlichen Ausfallstraße des römischen Köln Richtung Iuliacum/Jülich (heute Aachener Str. 1328) ca. 9 km von der Stadtmauer entfernt liegt auf der nördlichen Seite der römischen Straße der Eingang zu der Grabkammer. Es wird vermutet, dass diese Grabkammer wie viele römische Gräber einen imposanten Oberbau besaß, wie es zum Beispiel die Igeler Säule bei Trier heute noch demonstriert. Hiervon ist leider nichts mehr zu sehen. Das Grab wurde im 2. Jhdt. wahrscheinlich von einem Gutsbesitzer angelegt, dessen Hof nahe der römischen Straße lag. Die Grabkammer wurde im Jahr 1843 bei Ausschachtungsarbeiten entdeckt und gilt heute als die am besten erhaltene nördlich der Alpen. Der Boden der Kammer liegt ca. 5,50 m unter dem römischen Straßenniveau. Der Raum wird durch drei große und zahlreiche kleine Nischen in den Seitenwänden strukturiert. Eine Besonderheit sind die beiden aus Kalkstein gefertigten Nachbildungen von Korbsesseln, die rechts und links vom Zugang stehen. Der Sarkophag aus dem 3. Jhdt. war ursprünglich im oberen Bereich des Grabes aufgestellt und stürzte erst später in die Grabkammer, wo er stark fragmentiert aufgefunden wurde.

      

Eingang zur Grabkammmer                             Grabkammer mit seitlichen Nischen und Korbsessel

Rekonstruierter Sarkophag in der Grabkammer

Es folgte der Besuch vom "Grünen Pütz", einer der Quellfassungen für die römische Eifelwasserleitung bei Nettersheim. Die Eifelwasserleitung wurde ca. im Jahr 80 n.Chr. zur Versorgung des römischen Köln mit Trinkwasser aus den Quellen in der Eifel angelegt. Sie hatte eine Länge von 95,4 km und wurde in der Regel als unterirdische Leitung zum Schutz vor Frost ausgeführt. Zur Querung von Tälern wurden aber auch Aquädukte gebaut, wie bei Mechernich-Vussem in Rekonstruktion zu sehen (siehe unten). Es wurden mehrere Quellfassungen entdeckt, von denen der "Grüne Pütz" als der eigentliche Ursprung der Eifelwasserleitung gilt. (Allgemein zur Eifelwasserleitung: http://de.wikipedia.org/wiki/Eifelwasserleitung)

 

Quellfassung "Grüner Pütz" bei Nettersheim

 Die Tour ging weiter zur Besichtigung des gallorömischen Tempelbezirkes in Nettersheim-Pesch (http://www.nordeifel.de/roemerbauten/heidentm/heidentempel.html). Die auf einer Berghöhe gelegenen, teilrekonstruierten römischen Tempelgebäude stammen aus dem 4. Jahrhundert n. Chr.. Sie sind Folgebauten von älteren Kultgebäuden, die bis in vorrömische Zeit reichen.

Drei ummauerte Bezirke liegen in einer Reihe: im nördlichen davon, der seiner Anlage nach ein gallorömischer Umgangstempel ist, wurden die Matronae Vacallinehae (weibliche Gottheiten) verehrt. Die Funktion der übrigen Bezirke ist unklar. Ein Brunnen und Nebengebäude gehören ebenfalls zu dem Komplex. Der Abguss eines der gefundenen Weihesteine ist vor der Cella des Matronentempels aufgestellt. Selbst in heutiger Zeit wird dieser Ort noch von Mystikern aufgesucht, wie die Weihegaben an den Matronensteinen zeigen.

            

Plan des Tempelbezirks in Nettersheim-Pesch                             Matronenstein mit Gaben aus heutiger Zeit

 

Gallo-römischer Umgangstempel mit rekonstruierten Matronensteinen

Mittagspause wurde am rekonstruierten Teil eines Aquäduktes der Eifelwasserleitung bei Mechernich-Vussem gemacht (http://www.kreis-euskirchen.de/tourismus/ausflugsziele/roemer.php).

Die Römer benutzten in ihren Wasserleitungen keine Pumpen und nur in Ausnahmen Druckleitungen, daher war ein gleichmäßiges Gefälle der Kanalrinne erforderlich. Einschnitte in der Landschaft galt es zu überbrücken. Die Aquäduktbrücke bei Vussem überspannte in vermutlich 13 Bögen ein Bachtal in einer Länge von 80 m in bis zu 10 m Höhe. Bei den heute sichtbaren Teilen handelt es sich um Rekonstruktionen.

Die Wasserleitung im Zulauf zum Aquädukt lässt sich problemlos 100 m weit den Hang entlang auf seiner Trasse verfolgen.

         

Rekonstruierter Teil des röm. Aquäduktes bei Vussem                   Verdiente Mittagspause

 Am Nachmittag stand die Besichtigung der römischen Kalkbrennerei in Bad Münstereifel-Iversheim auf dem Programm (http://de.wikipedia.org/wiki/Römische_Kalkbrennerei_Iversheim).

Bei Bauarbeiten für eine Wasserleitung entdeckte man 1966 sechs Kalköfen aus der Römerzeit. In einer Werkhalle von 30 m Länge waren die Kalkbrennöfen mit einem Durchmesser von jeweils 6 m nebeneinander untergebracht. Eine Mauer mit Durchgang in der Mitte der Halle teilte die Anlage in zwei Arbeitsbereiche auf. Von 100 bis 300 n.Chr. wurde an dieser Stelle Kalk gebrannt. Die Arbeiten wurden hauptsächlich von römischen Soldaten der 30. Legion verrichtet. Der ungelöschte Kalk fand als Baustoff Verwendung und wurde mit dem Lastkahn über die Erft transportiert. Trotz der Zerstörung beim 1. großen Frankeneinfall 270 wurde der Betrieb wieder aufgenommen, bis er um 300 schlagartig aufgegeben wurde.

Bedeutsam war der Fund eines Kalkofens, in dem außer Brennmaterial auch die gesamte Kalkfüllung vorgefunden wurde. So war es möglich, den gesamten Arbeitsprozess nach Römerart nachzuvollziehen. Eine Beschickung wog etwa 25 Tonnen, die über der Feuerkammer auf dem so genannten "Himmel" geschichtet wurde. Während des sechstägigen Brennvorgangs wurden ca. 60 Raummeter Holz benötigt. Am Ende wurden pro Ofen 15 m3 Kalk erhalten.
Das fast 2000 Jahre alte Zeugnis der römischen Massenproduktion von Kalk ist in seiner Art ein für die römische Wirtschaftsgeschichte nördlich der Alpen einmaliges archäologisches Denkmal.

 

Grabungsplan der Kalkbrennöfen von Iversheim. Das schwarze Rechteck kennzeichnet den heutigen Schutzbau.

 

Römischer Kalkbrennofen in situ

Die abschließende Führung der Exkursion durch Remagen und das Römermuseum erfolgte durch Dr. Sibylle Mucke. Vermutlich um das Jahr 43 n.Chr. wurde das Hilfstruppenkastell Rigomagus erstmalig errichtet. Im Kastell war eine cohors equitata, eine gemischte Infanterie- und Kavallerieeinheit mit einer Sollstärke von 500 Mann stationiert. Während des "Bataveraufstandes" 69/70 n. Chr. wurde das Kastell zerstört und später wieder aufgebaut. Einheiten aus Pannonien, Thrakien und Spanien taten Dienst in Remagen. Nach 274/275 wurde das Kastell zur Festung ausgebaut. Der Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus erwähnt, dass das "Rigomagum oppidum" den Germaneneinfall von 355 unzerstört überstanden habe. Über Remagen im 5. Jh. ist nicht viel bekannt, außer dass es dort eine christliche Gemeinde mit einer Kirche gegeben hat. 

 

Infotafel zum römischen Kastell Rigomagus

Das Römermuseum wurde in der Knechtstedener Kapelle aus dem 16. Jhdt. eingerichtet und beherbergt einen Teil der römischen und fränkischen Funde, die im Laufe des 20. Jahrhunderts in Remagen und seiner näheren Umgebung gemacht wurden. Bei Renovierungsarbeiten im Jahr 1903 wurden große Säulenbasen knapp unter dem Fußboden gefunden. Sie gehörten zum Eingangsbereich der "Principia", dem Stabsgebäude des römischen Kastells. Sie sind mit ihren Fundamenten in situ erhalten und durch einen Keller zugänglich gemacht worden.

Römermuseum Remagen: http://www.stadt-remagen.de/Kunst_Kultur_Museen_Geschichte/Museen/Roemisches-Museum/

Zu Remagen allgemein: http://de.wikipedia.org/wiki/Remagen

 Das Abendessen war im "Päffgen Brauhaus" (http://www.paeffgen-koelsch.de). Achtung: wer kein Kölsch mag, sollte woanders hingehen.


 

 

aktualisiert: 26.02.17

 

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