Römische Spuren auf Malta (2)

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Römische Spuren auf Malta

Vor allem in Mdina, welches auf einem nach drei Seiten abfallenden Hochplateau errichtet wurde, finden sich auch heute noch Spuren aus dieser Zeit. Die Römer machten den Ort zu ihrer Hauptstadt und nannte ihn Melita. Er erstreckte sich über die Grenzen des heutigen Mdina bis nach Rabat hinein. Die Araber haben später die Grenzlinie von Mdina festgelegt. In den folgenden Zeiten wurde die Stadt von Normannen, Spaniern und den Johannitern überbaut und genutzt. Bei Straßenarbeiten treten immer wieder römische Fundamentreste zutage.

Ausgrabungen im Frühjahr 2001 auf dem Kathedralenvorplatz in Mdina: mittelalterliches Mauerwerk im oberen Teil, ausgerichtet

auf den Vorgängerbau der heutigen Kathedrale. Darunter liegen die römischen Bauschichten mit abweichender Orientierung.

 

Vor den Mauern von Mdina, gegenüber dem "Greek Gate", liegt das Museum Esplanade, die so genannte "römische Villa", welche faktisch ein herrschaftliches Stadthaus im römischen Stil war. Zu sehen sind im Eingangsbereich einige Keramiken, Öllämpchen, Glaswaren und eine Olivenpresse, welche teilweise von verschiedenen Fundorten auf Malta stammen.

 

Einige Meter tiefer unter dem heutigen Bodenniveau erreicht man den erhaltenen Bereich der "römischen Villa", der zwischen 1881 und 1921 ausgegraben und 1924 liebevoll in den Museumsbau integriert wurde. Das Atrium dieses luxuriösen Stadthauses aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus ist von einem dorischen Peristyl umgeben und wird von Büsten römischer Kaiser und weiterer Fundstücke eingerahmt. Einige schöne Bodenmosaike sind in situ im Atrium, einem Vestibül und einem Triklinium sowie als Rekonstruktionen zu sehen. Selbst in der touristischen Hochsaison finden sich nur wenige Besucher ein, so dass Muße zur eingehenden Betrachtung der Exponate bleibt.

 

 

Römische Ölmühle, Museum Esplanade, Rabat

 

Reste von Bodenmosaiken in situ, 2. Jh. n. Chr., Museum Esplanade, Rabat

Spuren der frühen Christen finden sich nur wenige Straßen weiter in den Katakomben des Heiligen Paulus in Rabat. Die St.-Pauls-Katakomben sind die bekanntesten und ausgedehntesten in einem fein verzweigten Netz, welches sich unter der modernen Stadt Rabat erstreckt. Sie scheinen von Beginn an christlich gewesen zu sein. Man nimmt an, daß mit dem Schiffbruch des Heiligen Paulus ca. 58 n. Chr., welcher im Kapitel 27 der Apostelgeschichte beschrieben wird, das Christentum bei dieser Gelegenheit auf die Insel gebracht wurde. Die Wände der Katakomben sind mit Fresken in spätantiken Stil mit christlichen Emblemen ausgestaltet. Erst nach dem Edikt von Konstantin (313 n. Chr.), welches Religionsfreiheit im ganzen Imperium gestattete, wurden die sogenannten Basilikasäle mit Säulenschiffen gebaut, aus denen sich dann die richtigen Kirchen oder Basiliken entwickelten.

Weitere Nachweise römischer Bebauung finden sich im Westen von Malta zwischen Mgarr und Ghajn Tuffieha, wo die spärlichen Reste von Thermenanlagen mit wenigen erhaltenen Mosaiken der Besichtigung zugänglich sind.

Das archäologische Nationalmuseum in Valetta befindet sich im prunkvollen Gebäude der "Auberge de Provence". Dort sind unter anderem Keramiken, Werkzeuge und Münzen aus punischer und römischer Zeit ausgestellt, außerdem mehrere Anker römischer Schiffe, die 1963 in der St. Pauls Bay gefunden wurden. Das Museum wurde erst vor kurzer Zeit nach langen Renovierungsarbeiten wiedereröffnet und gehört nun zu den sehenswertesten Museen von Malta. Dort findet sich auch ein dreidimensionales Modell des Hypogäums, jener mehrstöckigen, unterirdischen Grab- und Tempelanlage, welche ebenfalls erst seit Herbst 2000 wieder der Öffentlichkeit zugänglich ist (siehe auch Antike Welt 5/2000).

Auf Gozo, der kleinen Nachbarinsel von Malta, sind im archäologischen Museum der Hauptstadt Victoria weitere punische und römische Relikte ausgestellt. Hervorzuheben ist eine Münzsammlung aus dem letzten Jahrhundert vor Christus sowie eine Anzahl römischer und griechischer Amphoren aus Funden in versunkenen Handelsschiffen.

 

Anreise: Jeder größere Ort auf Malta ist schnell mit Linienbussen zu erreichen, die zentral von und nach Valetta fahren.

Museum Esplanade ("Roman Villa"), Anfahrt mit allen Buslinien nach Rabat, Ausstieg am Ortseingang, dann ca. 10 min Fußweg bis Mdina, Öffnungszeiten 1.10.-15.6. Mo-Sa 8:30-16:30, So 8:30-15:30, sonst tägl. 8:00-14:00

St. Pauls Catacombs, St. Agatha Street, Rabat, ca. 10 min Fußweg vom Römermuseum den Hinweisschildern folgend, Öffnungszeiten 1.10.-15.6. tägl. 8:30-16:30, sonst tägl. 8:30-13:30

Römische Bäder, unterhalb der Straße zwischen Mgarr und Ghajn Tuffieha gelegen, Buslinie 47 ab Valetta, Öffnungszeiten tägl. ca. 11:00-17:30

National Museum of Archaeology, Republic Street, vom zentralen Busbahnhof in ca. 10 min zu Fuß der Hauptstraße in die Innenstadt folgend zu erreichen, Öffnungszeiten 1.10.-15.6. Mo-Sa 8:15-17:00, So 8:15-16:15, sonst tägl. 7:45-14:00

Gozo Museum of Archaeology, Victoria, ca. 15 min Fußweg vom zentralen Busbahnhof an der Zitadelle, Öffnungszeiten 1.10.-15.6. Mo-Sa 8:15-17:00, So 8:15-16:15, sonst tägl. 7:45-14:00

 

Literatur: AW 2/2000, S. 195 f.; AW 5/2000, S.524; K. Bötig, Merian Reiseführer Malta (1995); B. Sedlaczek, Archäologie der Maltesischen Inseln (2000); D. Cutajar, Malta und Gozo (1998)

 

aktualisiert: 25.02.17

 

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