Südtirol 2001

 

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Carsten+Marion

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Von Einer die auszog das Fahren zu lernen

oder wie fährt man mehr als 10 Alpenpässe in 2 Tagen 

1 Tag: Fast 600km nach Südtirol 

Am 3. Oktober trafen sich kurz nach Sonnenaufgang fünf Unerschrockene, um sich auf den Weg über die Alpen zu machen, obwohl die Wetterorakel nicht nur Gutes geweissagt hatten. Anton, Bernd, Joe und Uli erfahrene Tourenfahrer und ich (Marion) als blutige Anfängerin.

Die ersten 300 km von Pforzheim bis Kempten kamen wir flott voran, so daß wir uns schon in trügerischer Sicherheit wiegten, vom obligatorischen "Immenstadtstau" verschont zu werden, doch zu früh gefreut. Aber wozu fahren wir Motorrad ..... und vorbei am Stau! Den Weg ins "feindliche" Ausland begannen wir auf der Jochstraße mit der Überquerung des Oberjochs und des Gaichtpasses und der dann verdienten Pause.

Die herbstliche Tiroler Landschaft leuchtete in warmen Farben und lud nach der Überquerung des Hahntennjochs auf der Fahrt durchs Ötztal zum Verweilen, doch wir ließen uns von den Sirenengesängen nicht von unserem Weg auf's Timmelsjoch abbringen. Hier zog uns auf dem Weg nach Italien die beeindruckende Mondlandschaft der Hochalpen unter wolkenlosem Himmel in ihren Bann. Die Verheißung des ersten "echten" Cappuccino in Moso ließ uns jedoch unsere Pferdestärken anspornen.

Außerdem hatten wir in unserem geplanten Standort Kaltern noch keine Quartiere reserviert, was sich im Nachhinein als grober Fehler herausstellen sollte. In Kaltern angekommen mußten wir zunächst 1 ½ Std. Zeit investieren und einige Kilometer auf der Zimmersuche zurücklegen, bevor wir zunächst für die ersten beiden Nächte ein Quartier direkt am See gefunden hatten. Inzwischen war es 19.00h und wir waren hungrig, verschwitzt und müde. Nach einem anständigen Abendessen ließen wir den Abend noch bei ein paar Fläschchen "Kalterer See" gemütlich in der Pension ausklingen, Bier und Cola für Bernd und Uli.

 

2 Tag: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung

Der nächste Morgen empfing uns leider nicht so wie er vorhergehende. Der Kalterer See und die Berge verschwanden völlig in den dicken Regenwolken. Der Schuldige war schnell gefunden: Bernd hatte am Vorabend seine Portion Braten und Speckknödel nicht ganz geschafft.

Wir entschlossen uns jedoch, dem besseren Wetter hinterherzufahren und machten uns auf die Reifen in Richtung Gardasee. In Torbole angekommen folgte die obligatorische Cappuccinopause, die dann deutlich ausgedehnt wurde, das Wetter wollte sich einfach nicht bessern. Nach weiteren 2 Cappuccini machten wir uns dann doch auf den Rückweg, zumal wir ja noch ein Quartier für die letzten beiden Nächten organisieren mußten.

Nach einer längeren Fahrer-Trockenpause, wir hatten immerhin 200 km im Regen hinter uns, klarte das Wetter auf und wir bewegten uns, diesmal auf Schusters Rappen durch die noch mit Früchten überquellenden Wein- und Apfelberge in Richtung Kaltern. Der Versuchung, mal einen dieser Südtiroler Äpfel ganz frisch und sonnenwarm vom Baum zu kosten, konnten nicht alle widerstehen. In Kaltern angekommen hatten wir Glück und konnten unter aktiver Mithilfe des Fremdenverkehrsvereins noch ein paar Zimmer direkt auf dem Mendelpaß ergattern.

Nach einem kleinen Rundgang durchs Städtchen trieb uns dann der Hunger in Richtung einer Pizzeria. Den Abend ließen wir wie gehabt mit ein paar Fläschchen "Kalterer See", Cola und Bier, diesmal in einer Kneipe, gemütlich ausklingen, in der Hoffnung, für den nächsten Tag ein paar Regentropfen weniger sehen zu müssen.

 

3. Tag: Kehren ohne Ende: auf 300 km und 5+x Pässen rund um den Ortler

Petrus hatte offensichtlich ein Einsehen mit uns, denn der Freitag empfing uns zwar nicht ganz wolkenlos, aber trocken und ließ für den Rest des Tages hoffen, die Tour über Stilfserjoch, Gaviapaß, Paso di Tonale und zurück zum Mendelpaß trocken abschließen zu können.

Zunächst hieß es aber zu packen und vor der Tour auf den Mendelpaß umzuziehen.

Dann ging es los zum Stilfserjoch. Für die 4 Männer kein Problem, für mich schon eher, da dies meine erste Alpentour war und ich große Bedenken hatte, den Rest der Truppe als fahrender Hasenfuß aufzuhalten. Wir fuhren das Stilfserjoch von Norden an, zuerst noch in der Gruppe, dann ließ ich die erfahrenen Fahrer vorausfahren, um nicht unnötig als Bremse zu wirken. Bei Kehre Nr. 42 habe ich dann aufgehört zu Zählen, es waren aber noch ein paar bis oben. Leider war die Straße auf dieser Seite teilweise in einem eher schlechten Zustand, mit viel Schotter in den Kehren. Als ich dann endlich oben war, hatten die Jungs zumindest schon mal die Zeit gehabt, sich eine Bratwurst zu organisieren.

Dann ging es wieder weiter in Richtung Bormio zur Cappuccinopause. Der Gaviapaß wäre offiziell gesperrt gewesen, wir versuchten es trotzdem und kamen problemlos durch. Wir sahen nur ein paar Steinschläge, durch das gestrige Regenwetter verursacht, die einem Auto jedoch die Durchfahrt versperrt hätten. Landschaftlich wunderschön, auf einem schmalen, aber gut ausgebauten Sträßchen kurvten die Männer vorweg zum Paß, wo uns ein kleiner See erwartete. Kaum angekommen, senkten sich die Wolken und wir machten uns schnell auf die Reifen. Die Abfahrt erfolgte über eine extrem schmale, teilweise recht holprige, kurvenreiche Straße, deren Sicherung nur aus ziegelsteingroßen weißen Steinen bestand. Der Nebel tauchte die Abgründe daneben jedoch in ein gnädiges Grau.

Der Rest der Tour über den Tonale zum Mendelpaß bestand aus einer gut ausgebauten "Rennstrecke" mit romantischen Abschluß durch Wald und Apfelgärten. Hier hieß es höllisch aufpassen, um nicht doch noch einen dieser schmalen Obsttransporttrecker zu treffen, die hinter jeder Kurve standen, oder auf den vielen am Straßenrand liegenden Falläpfeln von der Straße zu schlittern.

Der Abschluß des Tages bestand aus einem leckeren Abendessen in der Pension und , wer errät's, ein paar Fläschchen Wein.

 

4. Tag: Dolomitentraum auf 300 km und 5 Pässen rund um die Marmolada

Da wir alle brav unsere Teller leer gegessen hatten empfing uns der Samstag mit einem herrlichen Himmelblau, das uns den ganzen Tag erhalten blieb und uns eine wunderbare Ausfahrt in die Dolomiten bescherte.

Hier fühlte ich mich wohl: breite, gut ausgebaute Straßen und meist gute Fahrbahndecke mit nicht zu vielen Kehren machten die Fahrt über den Karerpaß, vorbei am Rosengarten und dann auf der Dolomitenstraße zum Sellajoch zu einer echten Spaßtour.

Die Landschaft zwischen Sellajoch und Grödnerjoch war so atemberaubend schön mit ihren weißen, schroffen Zuckergußspitzen in herbstgefärbten hochalpinen Wiesen, daß ich völlig das Gasgeben vergaß und tatsächlich von ein paar Oldtimer-Kfz's überholt wurde.

Dann sollte es über den Pellegrinopaß wieder zurück gehen. Als Treffpunkt war Cencenighe vereinbart, da wir zwischenzeitlich unseren Tour-Rythmus gefunden hatten: Anfänger, also ich, voraus, der Rest hinterher und irgend-wann vorbei und Treffpunkt beim nächsten Cappuccino. Das hatte bisher auch ganz gut funktioniert, aber man sollte einer Frau nie eine Karte in die Hand geben: sie verpaßt garantiert vor lauter Spaß am Fahren die Abzweigung. Nun, auch eine blinde Moppedfahrerin findet irgendwann einmal den Weg und ca. 2 Cappuccini später war ich dann auch am Treffpunkt.

Der Pellegrinopaß war ein wenig enttäuschend, flach, ohne nennenswerte Kurven, so konnten wir zügig durchfahren, denn langsam bekamen wir Hunger.

Auf der Abfahrt ins Tal bekamen wir dann auch schon die ersten Eindrücke der Wolken, die uns lt. Wetterbericht auf der Heimfahrt begleiten sollten.

Zurück auf dem Mendelpaß ließen wir den Abend wie bereits geschildert ausklingen.

 

5. Tag Wieder 600 km nach Hause :Brenner, Innsbruck, dt. Alpenstraße, Kempten, PF + KA

Der Heimreisetag empfing uns nebelfeucht und so trüb, daß wir den ursprünglichen Plan, über das Penserjoch nach Hause zu fahren, fallen ließen und uns gleich auf den Weg Richtung Brennerpaß machten.

Auf der Alpennordseite erwartete uns der Föhn und so blieben wir bis kurz vor Oberammergau trocken. Zum Glück hatte der Regen im Allgäu schon stark nachgelassen, so daß zu den nassen Straßen nur wenig Naß von oben kam.

Dann ging es in Kempten auf die Autobahn. Hier trennten sich unsere Wege, denn Anton, Bernd und Je wollten schneller heim als Uli und ich konnten. Die Heimreise erfolgte glücklicherweise in Richtung aufreißende Wolken.

Ein paar Staus und ca. 3 ½ Std. später war dann auch ich müde, hungrig und dreckig, aber wohlbehalten und mit 2000 km mehr Fahrpraxis zu Hause angekommen.

 

 

Bis dahin bleiben uns zumindest die wunderbaren Eindrücke aus den Alpen, um den Winter zu überstehen.

aktualisiert: 19.07.09

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