Villa Rustica St. Ulrich (1)

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Die gallo-romanische Villa von St. Ulrich (Frankreich) - wieder entdeckt und fast vergessen

Die Ausgrabungen

Keine 200 Meter entfernt vom kleinen Weiler St. Ulrich nahe Sarrebourg, welcher seit mehreren Jahrhunderten mit einigen Häusern, einer Wallfahrtskapelle und einem Konvent an dieser Stelle existiert, begann 1894 der Geschichtsprofessor Karl Wichmann mit Unterstützung des Architekten Heppe die ersten Ausgrabungen an der Villa Rustica.

Diese erste Kampagne sollte 4 Jahre bis 1897 dauern und erste wichtige Erkenntnisse über das Haupt- und einige Nebengebäude erbringen. Trotz seiner recht oberflächlichen Arbeiten mit einigen Fehlinterpretationen der Grabungsbefunde identifizierte Wichmann das Villenhauptgebäude mit einer Ausdehnung von 117 m x 114 m und 117 Räumen sowie einer Reihe angrenzender Nebengebäude. Dies stellte zu Wichmanns Zeiten die größte bekannte gallo-romanische Villa in Gallien und den Rheinprovinzen dar und zählt auch heute noch zu den größten bekannten Gutshöfen aus römischer Zeit im gallischen Raum.

 

Museum Sarrebourg, Luftbild der Villa St. Ulrich aus den 60er Jahren

 

 

 

 

Erst 1950 konnte durch weitere Untersuchungen die Domäne der Villa auf ca. 200 ha Größe bestimmt werden. Auf dem Gelände wurden 34 weitere Gebäude identifiziert, die meisten nordöstlich des Hauptgebäudes gelegen. Sie wurden nicht nur landwirtschaftlich sondern auch handwerklich und künstlerisch genutzt. Die zweite große Ausgrabungskampagne begann 1968 und dauerte bis 1973. Das Ziel war, vorhandene Gebäudereste freizulegen und zu erhalten bzw. Grabungsfunde zu sichern. Hiermit sollte ein archäologischer Anziehungspunkt für den Tourismus in Lothringen geschaffen werden.

 

In der dritten Kampagne 1974 bis 1981 wurden eine Reihe weitere Räume der Hauptvilla entdeckt, so dass sich deren Anzahl auf nun insgesamt 138 erhöht hat. Diese Grabungen brachten unzählige Kleinfunde wie emaillierte Fibeln, Eisen- und Bronzefunde, Münzen und Keramiken zu Tage, die nun im Museum in Sarrebourg aufbewahrt werden. Nicht zuletzt durch diese Kleinobjekte war eine eindeutige Datierung der verschiedenen Bauphasen der Villa Rustica möglich. Die letzte große Grabungskampagne erfolgte 1983 bis 1988.

 

Museum Sarrebourg, Übersichtsplan der Domäne der Villa Rustica

 

Museum Sarrebourg, römisches Mühlespiel aus der Villa St. Ulrich

 

aktualisiert: 04.01.08

 

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